VSME – Die kleine Schwester der CSRD

VSME reporting
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Einführung: Nachhaltigkeitsberichterstattung jenseits der CSRD

Warum Transparenz auch für kleinere Unternehmen wichtig ist

Nachhaltigkeit ist längst kein Thema mehr nur für Großkonzerne. Auch kleinere Unternehmen stehen zunehmend im Fokus von Kund:innen, Lieferketten, Banken und Investor:innen. Dabei geht es nicht nur um ökologische und soziale Verantwortung, sondern um strategische Zukunftsfähigkeit. Wer sich mit den eigenen Nachhaltigkeitsdaten beschäftigt und diese offenlegt, schafft Vertrauen und ermöglicht fundierte Entscheidungen für interne wie externe Stakeholder.

Die VSME ist ein freiwilliger europäischer Standard für Nachhaltigkeitsberichterstattung speziell für kleinere und mittlere Unternehmen. Anders als die verpflichtende CSRD richtet sie sich an Unternehmen, die (noch) nicht berichtspflichtig sind, aber steigenden Anforderungen von Kund:innen, Banken und anderen Stakeholdern begegnen wollen. Der Standard ist pragmatisch, ressourcenschonend und bietet eine strukturierte Möglichkeit, ESG-Aspekte sichtbar zu machen. Unternehmen profitieren durch Wettbewerbsvorteile, bessere Finanzierungschancen und interne Effizienzgewinne. Wer sich frühzeitig damit befasst, verschafft sich einen klaren strategischen Vorteil und eine standardisierte Berichterstellung nach VSME ist ein gute und einfache Gelegenheit, sich systematisch mit Nachhaltigkeitsaspekten des eigenen wirtschaftlichen Handelns zu befassen und einen Einstieg ins regenerative Wirtschaften zu schaffen.

Die wachsende Bedeutung freiwilliger Nachhaltigkeitsstandards

Freiwillige Standards wie die VSME („Voluntary Sustainability Reporting Standard for Small and Medium-sized Enterprises“) bieten KMU eine niedrigschwellige Möglichkeit, strukturiert und professionell über ihre Nachhaltigkeitsleistung zu berichten. Damit können Unternehmen proaktiv auf Erwartungen reagieren, ohne auf gesetzliche Pflichten warten zu müssen.

Was ist die VSME?

Die Ursprünge: Wer steckt hinter der VSME?

Die VSME wurde von der europäischen Organisation EFRAG (European Financial Reporting Advisory Group) entwickelt, die auch für die Ausarbeitung der ESRS (European Sustainability Reporting Standards) im Rahmen der CSRD verantwortlich ist. Der VSME-Standard ist als freiwillige Ergänzung konzipiert und richtet sich explizit an kleinere Unternehmen. In 2024 gab es bereits parallel zur Entwicklung des „großen Standards CSRD/ESRS“ eine erste Version. Im Zuge der generellen Tendenz, die Standards zu vereinfachen wurde neben dem am 26.2.2025 vorgestellten neuen CSRD-Entwurfs auch eine signifikante Vereinfachung der VSME. Diese ist jedoch noch im Status „Draft“ und wird zwischen den Gremien aktuell diskutiert und soll im Laufe des Jahres 2025 als europaweit gültiger Standard zur freiwilligen Berichterstattung eingeführt werden.

Die Grundprinzipien der VSME

Die VSME basiert auf Prinzipien wie Verhältnismäßigkeit, Relevanz und Umsetzbarkeit. Ziel ist ein praktikabler Rahmen, der die wichtigsten ESG-Aspekte abbildet, ohne KMU zu überfordern. Transparenz und Vergleichbarkeit stehen im Mittelpunkt, aber mit Fokus auf Umsetzbarkeit im Unternehmensalltag.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur CSRD

Im Unterschied zur CSRD ist die VSME nicht verpflichtend und deutlich schlanker aufgebaut. Sie fokussiert sich auf Kernthemen und erlaubt vereinfachte Methoden zur Datenerhebung. Gemeinsam ist beiden Standards die Orientierung an ESG-Kriterien und das Ziel, nachhaltige Unternehmensentwicklung messbar zu machen. Ein entscheidender Unterschied ist, dass eine Wesentlichkeitsanalyse im VSME-Standard nicht vorgesehen bzw. verpflichtend ist.

Warum sollte man nach VSME berichten?

Freiwillig, aber wirkungsvoll: Vorteile für Unternehmen

Ein VSME-Bericht zeigt Verantwortung und liefert strukturierte Informationen, die in Kundengesprächen, bei Finanzierungsgesprächen oder im Recruiting zunehmend nachgefragt werden. Er schafft Klarheit intern wie extern und zeigt, dass das Unternehmen zukunftsorientiert handelt.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Große Unternehmen fordern von ihren Zulieferern vermehrt ESG-Infos. Ein Nachhaltigkeitsbericht sichert zudem Wettbewerbsvorteile bei Ausschreibungen, Transparenz wird zum Pluspunkt und zunehmend ein Unterscheidungsmerkmal.

Auswirkungen auf Finanzierung und Investoreninteresse

Banken und Investoren integrieren ESG-Kriterien in ihre Entscheidungen. Ein strukturierter Bericht verbessert das ESG-Rating, schafft Vertrauen und kann die Konditionen für Kredite oder Beteiligungen verbessern. Es kann sein, dass in Zukunft die Kreditvergabe generell davon abhängt.

Erwartungen von Stakeholdern in der Lieferkette up- und downstream

Neben Finanzakteuren fragen auch Kund:innen und Geschäftspartner:innen gezielt nach Nachhaltigkeitsinformationen. Die VSME bietet ein klares Format, um diesen Anforderungen gerecht zu werden, ohne dabei in regulatorische Tiefe abzugleiten.

Recruiting

Transparenz schafft Attraktivität am Arbeitsmarkt. Bewerber*innen achten immer mehr darauf, dass der neue Arbeitgeber unbedenklich agiert; ein Transparenzbericht schafft Vertrauen sowohl im Recruitingprozess als auch für die Belegschaft.

Einsparpotentiale aufdecken & Kompetenzaufbau

Ein standardisiertes Vorgehen der eigenen Nachhaltigkeitsleistung verschafft Klarheit über Ressourcen, Prozesse und Energieverbrauch, Ineffizienzen können aufgedeckt werden. So werden Einsparpotentiale sichtbar und zusätzlich bietet es die Möglichkeit, frühzeitig Kompetenzen aufzubauen, die sowieso notwendig werden. Das hilft, später nicht in Hauruck-Aktionen handeln zu müssen.

Die Inhalte der VSME im Überblick

Wesentliche Berichtsinhalte und Kennzahlen

Der VSME-Standard sieht die Darstellung von wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen vor, etwa CO2-Emissionen, Energieverbrauch, Diversität, Arbeitsbedingungen oder Governance-Strukturen. Die Kennzahlen können im Verhältnis zur Unternehmensgröße gewichtet werden.

Insgesamt gibt es zwei Möglichkeiten zu berichten: Entweder nur über ein sog. Basic Modul oder zusätzlich ein Comprehensive Modul. Die beiden Module unterscheiden sich in der Tiefe der gelieferten Informationen und zudem hebt das Comprehensive Module stärker darauf ab, eine detailliertere Nachhaltigkeitsstrategie für das Unternehmen zu benennen. Es hängt also stark davon ab, was von externen Stakeholdern gefordert wird und wie die eigenen Ambitionen aussehen, für welche Variante des Berichts sich das Unternehmen entscheidet.

Relevante Themenbereiche: Umwelt, Soziales, Governance

Die Berichterstattung gliedert sich in beiden Berichtsvarianten entlang der ESG-Dimensionen:

  • E (Environmental): Klima, Ressourcen, Energie, Emissionen
  • S (Social): Mitarbeitende, Lieferkette, Menschenrechte, gesellschaftliches Engagement
  • G (Governance): Unternehmensführung, Compliance, Risiko-Management

Wie detailliert muss der Bericht sein?

Der VSME-Standard erlaubt eine verhältnismäßige Tiefe. Kleine Unternehmen können mit wenigen Seiten starten, sofern die wesentlichen Aspekte klar und nachvollziehbar beschrieben werden. Ziel ist ein realistisches Bild der Nachhaltigkeitsleistung, keine Perfektion.

Praxis: Wie können Unternehmen VSME umsetzen?

Erste Schritte zur Anwendung der VSME

Am Anfang steht eine Bestandsaufnahme: Welche Nachhaltigkeitsthemen sind im eigenen Betrieb relevant? Danach folgt die Auswahl der Kennzahlen und die Strukturierung der Informationen.

Welche Daten benötigt man?

Wichtige Daten betreffen z. B. Energieverbrauch, Mobilität, CO2-Ausstoß, Personalstruktur, Lieferantenbeziehungen oder vorhandene Leitlinien. Viele Informationen sind bereits im Unternehmen vorhanden und müssen nur systematisch erhoben und zusammengestellt werden.

Tools und Hilfsmittel für eine einfache Umsetzung

Es gibt mittlerweile verschiedene Leitfäden, Vorlagen und Tools (z. B. Excel-basiert oder webbasiert), die Unternehmen beim Berichtsaufbau unterstützen. Auch eine externe Beratung kann sinnvoll sein, insbesondere beim ersten Durchlauf. Idealerweise ist dies kombiniert mit einer Schulung, um leicht in die Thematik und die Zusammenhänge reinzukommen.

Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung: Ist VSME ein Übergangsstandard?

Entwicklung der regulatorischen Anforderungen

Die EU verfolgt mit der CSRD das Ziel, Nachhaltigkeit zum festen Bestandteil der Unternehmensberichterstattung zu machen. Auch kleinere Unternehmen könnten perspektivisch in die Pflicht genommen werden, insbesondere wenn sie Teil größerer Lieferketten sind.

Wird VSME zukünftig verpflichtend?

Aktuell ist die VSME rein freiwillig – das sagt ja schon der erste Namensbestandteil „voluntary“. Mit den Anfang 2025 vorgestellten Vereinfachungen und Verzögerungen (geplante Stop-the-clock-Regelungen) sieht es derzeit nicht danach aus, dass für kleinere Unternehmen zügig eine Pflicht kommt. Nichtsdestotrotz können externe Risiken in der aktuell sehr volatilen Situation dazu führen, dass auch relativ schnell verpflichtende Neu-Regelungen geschaffen werden. Auf jeden Fall gilt: Wer heute startet, gerät später nicht in Zugzwang.

Integration mit anderen Berichtsstandards

Die VSME ist kompatibel mit anderen Standards und kann als Einstieg in umfassendere Berichtsformate dienen. Insbesondere die klare Ableitung von der CSRD/ESRS ist klar erkennbar und hilft so, dass zukünftige Anforderungen leichter integriert werden können, etwa wenn die CSRD greift oder ESG-Ratings doch verpflichtend werden.

Aktueller Stand zur VSME, 27.3.2025
Der VSME-Standard befindet sich (Stand Frühjahr 2025) noch in der finalen Abstimmung und ist derzeit in einem Konsultationsprozess. Unternehmen können jedoch bereits jetzt mit dem Entwurf arbeiten und sich vorbereiten.

Fazit: Warum VSME jetzt schon Sinn macht

Die Vorteile zusammengefasst

  • Proaktive Reaktion auf Marktanforderungen
  • Bessere Chancen bei Kund:innen und Banken
  • Transparenz über die eigene Nachhaltigkeitsleistung
  • Einstieg in strukturiertes ESG-Management
  • Praktischer und schlanker Standard für KMU

Handlungsempfehlung für Unternehmen

Für kleinere Unternehmen, die vorausschauend handeln wollen, bietet der VSME einen idealen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Der Aufwand ist überschaubar, der Nutzen vielfältig. Jetzt zu starten bedeutet, sich einen Informationsvorsprung und eine bessere Verhandlungsposition zu sichern – ob gegenüber Kund:innen, Banken oder Mitarbeitenden.

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