Die Wissenschaft ist sich einig: Der Klimawandel, der sich seit Jahrzehnten und für uns immer mehr spürbar vor unseren Augen vollzieht, ist menschengemacht. Jeder, der etwas anderes behauptet, verkennt die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Studien dazu. Die Hauptursache für diesen Klimawandel sind sogenannte Treibhausgase, die in immer höherer Konzentration zum Treibhausgaseffekt führen und für stetig steigende Temperaturen sorgen. Aufgrund der Tatsache, dass die Ursache für die Produktion von Treibhausgasen wir Menschen sind, entstand in den 1990er Jahren der Begriff „Fußabdruck“.
Dieser Artikel gibt Aufschluss darüber, was genau wir unter dem „CO2-Fußabdruck“ verstehen und beleuchtet verschiedene Perspektiven, die wichtig sind, damit wir als Einzelne, in Organisationen wie Unternehmen und als Gesellschaft im Allgemeinen mit klarem Blick und Fokus auf eine Reduzierung des CO2-Fußabdrucks hinwirken können.
Ursprung des Begriffs „Ökologischer Fußabdruck“
In ihrem Buch von 1994 „Unser ökologischer Fußabdruck: Wie der Mensch Einfluss auf die Umwelt nimmt“ sprechen die beiden Autoren Mathis Wackernagel aus der Schweiz und William Rees aus Kanada von einem Nachhaltigkeitsindikator, wie die Menschen auf die Umwelt einwirken mit ihrem Lebensstil, dem Verbrauch von Ressourcen, den Flächen, auf denen sie wohnen und die sie für Ernährung nutzen. Das Bild leuchtet auch sofort ein. Unter ihm sind also die meist negativen Auswirkungen auf die Umwelt zusammengefasst.
Interessanterweise wurde der Begriff in breiteren Öffentlichkeit erst richtig populär durch die Marketing-Kampagne eines Erdöl-Konzerns, nämlich BP. Mit der abgeleiteten Begriffsbildung „carbon footprint“ (CO2-Fußabdruck), versuchte der Konzern 2004 die Verantwortung der negativen Auswirkungen unseres menschlichen Verhaltens auf jeden Einzelnen abzuwälzen. Ca. 20 Jahre später klingt das fast zynisch und heute wissen wir, dass es so einfach nicht geht und es der Kooperation vieler Individuen und Gruppen in unserer Gesellschaft bedarf, um zur Lösung des Problems beizutragen.
Doch zunächst: Was sind eigentlich Treibhausgase und wieso sprechen wir von CO2-Fußabdruck und nicht von Treibhausgas-Fußabdruck?
CO2 – Äquivalente
Evtl. durch die Kampagne von BP oder einfach auch weil es den größten Anteil unter den Treibhausgasemissionen einnimmt, ist carbon footprint oder CO2-Fußabdruck als allgemeiner Begriff für eine Menge an Treibhausgasemissionen entstanden. Es gibt jedoch weitere Treibhausgase mit unterschiedlichen Auswirkungen sowohl in Intensität als auch Dauer. Deswegen sprechen wir von CO2-Äquivalenten, um die Diskussion zur Reduzierung zu fokussieren und eine Maßeinheit zu haben, mit der wir im gesellschaftlichen Diskurs argumentieren können. Zunächst die drei wichtigsten Treibhausgase, die in Summe ca. 98% aller Treibhausgase ausmachen. Die restlichen 2 % sind sogenannte klimawirksame Stoffe wie Fluorkohlenwasserstoffe (FKW, H-FKW) sowie Blends (Gemische als Ersatz der verbotenen ozonschädlichen Fluorchlorkohlenwasserstoffe, FCKW).
Die folgende Grafik gibt einen Eindruck davon, wie die Verteilung der Emissionen der drei Haupttreibhausgase CO2, Methan und Lachgas ist, wie lange es dauert, bis 50% davon jeweils in der Atmosphäre abgebaut sind und wie die sogenannte Wirksamkeit hinsichtlich des Klimawandels ist. Diese Wirksamkeit wird in GWP angegeben. GWP steht für „Global Warming Potential“ und nimmt als Referenzgröße den Wert für CO2 (=1) als Kenngröße, wie die Wirksamkeit auf die kommenden 100 Jahre gerechnet aussieht. Deswegen steht in wissenschaftlichen Artikeln auch konkret GWP100, um auch den zeitlichen Bezug darzustellen. Die GWP-Werte der anderen Treibhausgase sind dann Faktoren davon, so kommt die Wissenschaft zu den CO2-Äquivalenten, um eine Beurteilung greifbar zu machen.
Kohlenstoffdioxid – CO2
CO2 ist das bedeutendste Treibhausgas, es ist sehr stabil und langlebig. Durch den Menschen beeinflusst wird es seit Beginn der Industrialisierung verstärkt in die Luft gepustet und verursacht so seine klimaschädliche Wirkung – und dann nochmal beschleunigt seit der großen Globalisierungswelle vor etwa 25 Jahren. Die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas setzen dabei viel Kohlendioxid frei. Verursacht wird diese Verbrennung etwa bei der Strom- und Wärmeerzeugung, beim Verkehr und in der Industrie, beispielsweise bei Stahlwerken und Zementfabriken. Aber auch in Privathaushalten fällt natürlich ein Anteil an CO2 an – direkt und indirekt. Der gesamte Abbau dauert Tausende von Jahren, nach einer langen Zeitspanne von etwa tausend Jahren sind immer noch bis zu 40 Prozent je Maßeinheit übrig, d.h. die Halbwertszeit, also die Zeit bis 50% des Stoffes in der Atmosphäre abgebaut wurde, ist sehr hoch.
Methan – CH4
Methan in Verbindung mit Luft ist ein hochexplosives Gemisch und deshalb gerade unter Bergleuten als sogenanntes Grubengas sehr gefürchtet. Die durchschnittliche Lebenszeit in der Atmosphäre ist erheblich geringer als bei CO2 und beträgt „nur“ rund zwölf Jahre. Klärwerke und Müllhalden sind einige Quellen, aber besonders die Landwirtschaft mit Massentierhaltung ist sehr problematisch. Insgesamt ist dieses Treibhausgas ca. 28-36 mal so wirksam (=klimaschädlich, GWP100 = 28-36) wie CO2, allerdings eben nicht so lange, weil es schneller abgebaut wird.
Lachgas (bzw. Distickstoffoxid) – N2O
Die Massentierhaltung und dazu stickstoffhaltiger Dünger tragen dazu bei, dass immer mehr Lachgas in die Atmosphäre entweicht – wo es anders als CO2 aber nicht lange verweilt (Halbwertszeit ca. 115 Jahre). Es entsteht, wenn Mikroorganismen stickstoffhaltige Verbindungen im Boden abbauen. Auch in der Kunststoffindustrie spielt es eine Rolle. Es ist fast 300mal so wirksam (GWP100 = ~260-290) wie CO2.
Bedeutung der drei Treibhausgase für den Klimawandel
Obwohl der GWP100 von CO2 niedriger ist als der von Methan und Lachgas, spielt CO2 aufgrund seiner überwältigenden Präsenz und Langlebigkeit eine entscheidende Rolle im Klimasystem. Methan, obgleich kurzlebiger, wirkt sich aufgrund seiner hohen Wärmeaufnahmekapazität stark auf die kurzfristige Erwärmung aus, was insbesondere bei der Betrachtung von Klimakipppunkten relevant ist. Lachgas, ebenfalls stärker als CO2, aber weniger konzentriert, trägt durch seine intensive Wirkung ebenfalls signifikant zur Erwärmung bei. Diese drei Gase zusammen bilden ein komplexes Gefüge von Ursachen und Wirkungen, das sowohl kurzfristige als auch langfristige Strategien zur Emissionsminderung erfordert, um den globalen Temperaturanstieg wirksam zu begrenzen.
Aufgrund der schieren Menge an emittiertem CO2 und der langen Verweildauer in der Atmosphäre steht jedoch die so genannte „Dekarbonisierung“ im Vordergrund.
Zur Problemlösung kommt es auf die Perspektive an
Schaut man sich das aktuelle Gesamtvolumen des CO2-Ausstoßes in Deutschland an, nämlich im Jahr 665 Mio. Tonnen für das Jahr 2022, so ist dies erstmal kaum greifbar. Um eine Relation herzustellen: Stelle Dir einen Eiswürfel vor, der eine Kantenlänge von 872 Metern hat, dann haben wir ein passendes Äquivalent. Das hilft zwar auch noch nicht viel, weil man so einen Würfel eh nicht anheben kann, egal, ob er eine Kantenlänge von 872 m hat oder „nur“ eine Kantenlänge von 10 m, aber zur Veranschaulichung hilft es soweit: Es ist verdammt viel und man weiß nicht, wo man beginnen soll und der Einzelne fühlt sich überfordert bzw. sieht nicht, was er konkret schon bewirken kann. Hier die gute Nachricht: Wir sind über 80 Mio. Menschen und die echten Hebel zu finden, ist die eigentliche Herausforderung. Es braucht nicht nur jede/n Einzelne/n, sondern vor allem auch die Politik und die Unternehmen, die uns in den vergangenen Jahrzehnten den Wohlstand gebracht und gesichert haben.
Für jede dieser drei „Playern“ braucht es eine eigene Perspektive. Warum: Jede und jeder Einzelne von uns kann kaum beeinflussen, ob wir in den kommenden Jahren unsere Energiewirtschaft landesweit auf erneuerbare Energien umbauen, unabhängig davon, ob wir uns bewusst für Ökostrom entscheiden, noch kann die Politik zu radikal in unser freiheitlich geprägtes System eingreifen und generell den Verzehr von Rindfleisch verbieten. Wir sind über Jahrzehnte auf eine gewisse Weise sozialisiert worden und es ist unmöglich, die unabdingbare Transformation in wenigen Monaten zu vollziehen. Das ist eher ein Prozess von Jahren, aber weder der Einzelne noch Unternehmen oder Politik können es allein schaffen: Es ist eine große gesellschaftliche Anstrengung, die aber die Verantwortung aller als Basis haben muss.
Die Perspektive im Privatbereich
Für eine begreifbare Sichtweise im Privatbereich unterscheidet man grob 5 verschiedene Bereiche, in der ein jeder von uns seinen CO2-Fußabdruck hinterlässt. Diese werden hier angemessen dargestellt:
Die dargestellten Zahlen sind aus dem Jahr 2021. Wichtig zu verstehen ist, dass die Summe des durchschnittlichen CO2-Fußabdrucks multipliziert mit der Einwohnerzahl Deutschlands höher ist als 665 t, da im persönlichen CO2-Fußabdruck auch Emissionen enthalten sind, die irgend woanders auf dem Planeten entstehen, z.B. durch unseren Konsum.
Mobilität
Unter Mobilität werden alle Emissionen gezählt, die direkt mit unserem Bewegungsverhalten zu tun haben, also Nutzung des Autos, der Bahn, des Flugzeugs und anderer Verkehrsmittel, unabhängig davon, ob wir uns bewegen, um zur Arbeit zu kommen, einzukaufen oder auf Reisen gehen. Diese Emissionen sind im Vergleich z.B. zur Ernährung sehr ungleich verteilt, da nicht jeder einmal pro Jahr fliegt und andere sehr häufig fliegen. Die größten Verursacher sind auf jeden Fall Flugzeuge und Autos, während die Nutzung von Bahnen und Bussen als relativ emissionsarm eingestuft werden. Einen sehr guten Rechner bietet eine Seite von Quarks an. Letztendlich geht es hier um die Emission einer Autofahrt für eine Reise, sie macht aber indirekt auch Angaben zur Nutzung der anderen Verkehrsmittel. Sehr schön finden wir an dem Pro-Modus die Möglichkeit, auch die sogenannten vorgelagerten Emissionen miteinzukalkulieren, d.h. die Emissionen, die bei der Produktion des gewählten Verkehrsmittels anfallen.
Unsere Mobilität macht ca. 19% unseres CO2-Fußabdrucks aus.
Ernährung
Im Gegensatz zur Mobilität (Wer viel unterwegs ist, verursacht auch viel!) kommt es bei der Ernährung eher darauf an, was wir essen und nicht wieviel. Meine Eltern sagten in Bezug auf reiche Leute nicht selten: „Der kann auch nur ein Schnitzel pro Mahlzeit essen!“
Es ist wichtig zu verstehen, dass tierische Lebensmittel deutlich mehr CO2-Äquivalente verursachen als pflanzliche Lebensmittel. Wir reden hier zu großen Teilen von Methan und Lachgas. Das ist auch einer der Gründe für den Vegan-Trend der letzten Jahre neben Argumenten wie Tierwohl oder anderen ethischen Aspekten. Der Grund dafür liegt darin, dass für die Produktion eines Kilogramm Fleisches zunächst einmal die pflanzlichen Nahrungsmittel für das Tier produziert und transportiert werden müssen, d.h. dass es vom Verhältnis her natürlich günstiger ist, pflanzliche Lebensmittel direkt zu essen als sie an Tiere zu verfüttern, die irgendwann als Wurst oder Schnitzel auf unserem Teller landen. Zudem kommt der Faktor hinzu, dass Rinder, Schafe und Ziegen Wiederkäuer sind, die dadurch sehr viel Methan ausscheiden.
In der Landwirtschaft zur Produktion pflanzlicher Lebensmittel kommt es stark darauf an, ob biologisch angebaut wird oder nicht, da durch die Verwendung von Dünger indirekt auch CO2-Äquivalente produziert werden.
Zu guter Letzt spielt der Transport und die Verpackung der Lebensmittel eine Rolle: Eine Flugananas ist CO2-intensiver als eine Ananas, die mit dem Schiff transportiert wurde. Außerdem kann es sein, dass Einweckgurken vornehmlich durch das Einwegglas, in dem sie verkauft werden, CO2 verursachen als durch die Gurken selber.
In der Grafik oben ist im direkten Vergleich von CO2-Emissionen zu in den Lebensmitteln enthaltenen kiloKalorien (Nährwert) sehr schön erkennbar, dass alle aufgelisteten tierischen Lebensmittel schlechter abschneiden als die pflanzlichen, bis auf eine Ausnahme: Tomaten! Tomaten sind im Schnitt sehr ungünstig, da sie keinen hohen Nährwert bieten, also kalorienarm sind, jedoch durch Wasser, Transport und die Beheizung von Gewächshäusern einen hohen CO2-Fußabdruck aufweisen.
Es ist also alles andere als trivial, aber wir dürfen festhalten: Das argentinische Rinderfilet ist zwar sehr lecker und kaum jemand möchte darauf verzichten, aber hinsichtlich CO2-Fußabdruck ist es fast eine Sünde.
Unsere Ernährung macht ca. 15% unseres CO2-Fußabdrucks aus.
Wohnen (inkl. Strom)
Beim Wohnen ist der größte Verursacher von CO2 die Wärmeenergie (ca. 65%), gefolgt von Warmwasser (ca. 15%). Das hängt in Deutschland vor allem daran, dass sehr viel Wärme mit fossilen Energieträgern wie Öl oder Gas direkt produziert wird. Hinsichtlich Stromverbrauch fallen dann noch mit ähnlichen Anteilen Kochen und Waschen sowie die Nutzung der Elektronik (Laptop, TV) ins Gewicht.
Mit der Zunahme der Elektromobilität wird natürlich auch der Stromverbrauch daheim zunehmen, wenn man das Auto über eine hauseigene Wallbox lädt. Normal sollte dieser Anteil der Mobilität zugerechnet werden, ist jedoch bei der eigenen Ökobilanz bzgl. des eigenen Stromverbrauchs explizit zu berücksichtigen: Ich habe das mit dem eigenen E-Auto mal hochgerechnet: Ein Fahrt von 100 km rein elektrisch mit einem kleinen E-Auto benötigt ungefähr so viel Energie in Form von Strom wie ein 2-Personen-Haushalt in 4 Tagen zuhause benötigt inkl. Kochen, Waschen, Licht, Fernsehen, etc..
Wohnen macht ca. 25% unseres CO2-Fußabdrucks aus.
Konsum
Der Konsum wird meist unterschätzt, macht aber mit ca. 3,79 t den größten Anteil aus bei der oben genannten Unterteilung der persönlichen CO2-Verursacher.
Generell kann man unterscheiden zwischen 3 Bereichen im Bereich des Konsums: Inanspruchnahme von Dienstleistungen (z.B. Restaurantbesuch, Hotelübernachtungen oder Vorhandensein des Einzelhandels), CO2-Ausstoß in direktem Zusammenhang mit dem Produkt (z.B. Herstellung, Entsorgung) und der damit einhergehende Güterverkehr, der ähnlich wie bei der Ernährung auch mit zu betrachten ist.
In dieser Betrachtungsweise ist es alles andere als trivial, pauschal Aussagen zu treffen und es ist nötig genau hinzuschauen.
Konsum macht ca. 34%, also gut ein Drittel, unseres CO2-Fußabdrucks aus.
Öffentliche Infrastruktur
Während wir als Privatpersonen auf die obigen 4 Bereiche direkt Einfluss nehmen können, indem wir die Raumtemperatur runterdrehen, weniger konsumieren oder uns entscheiden, ist dies für den Bereich der öffentlichen Infrastruktur kaum machbar und entzieht sich unserem direkten Einfluss. Es wird schließlich auf anderen Ebenen entschieden, wie die Schule beheizt wird oder dort eine Gebäudedämmung realisiert wird. Außerdem werden wir nicht auf einen Krankenhausaufenthalt verzichten, bloß weil dort natürlich auch CO2-Emissionen entstehen. Nichtsdestoweniger entfallen auf jeden Bürger auch Anteile dieses CO2-Fußabdrucks und für diese Systemdienstleistungen wird i.A. durch die Politik oder auf der Unternehmensebene entschieden.
Dennoch entfallen auf diesen Bereich knapp 8% der CO2-Äquivalente.
Die Perspektive der Politik
Für die Reduktion der CO2-Emissionen fällt der Politik ein sehr große Rolle zu, da der Klimawandel ein globales Problem darstellt, was bei Berücksichtigung der verschiedensten Interessen nur global gelöst werden kann.
Hier sollen die Mechanismen der Politik ausgehend von der UN über die EU bis auf die deutsche Ebene kurz umrissen werden.
UN – United Nations
Die Weltgemeinschaft hat schon vor über 30 Jahren erkannt, dass bzgl. der Reduktion der CO2-Emissionen Handlungsbedarf besteht, also zu einem Zeitpunkt, wo der Begriff CO2-Fußabdruck noch gar nicht geboren war. Eine erster Weltklimagipfel fand 1979 statt, auf jährlicher Basis mit mit größerem Nachdruck finden die Konferenzen als COP (=Conference of the Parties) seit 1995 statt. Die erste Konferenz COP1 war in Berlin, 2023 fand in Dubai die bislang letzte Konferenz als COP 28 statt. In der langen Reihe dieser Konferenzen sind zwei positive Meilensteine hervorzuheben, die COP 3 in Kyoto mit der Verabschiedung des Kyoto-Protokolls und die COP 21 in Paris mit dem Pariser Abkommen.
Kyoto-Protokoll
Das Kyoto-Protokoll von 1997 wurde als Ergänzung zur Klimarahmenkonvention der UN verabschiedet. Es legte verbindliche Emissionsreduktionsziele für die Industrieländer fest. Auch der Handel mit Emissionszertifikaten wurde hier grundsätzlich angesprochen. In Kyoto wurde auch der Clean Development Mechanism (CDM) ins Leben gerufen, um es so den Industrieländern zu ermöglichen, zur nachhaltigen Entwicklung in den Partnerländern mit Finanzierungen beizutragen.
Pariser Klimaabkommen
Das Pariser Abkommen der UN-Klimakonferenz 2015 hat als Ziel definiert, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Die Vertragsstaaten verpflichteten sich in Paris zur Reduzierung der Emissionen und zu regelmäßigen Berichten, ob sie die Ziele einhalten oder nicht.
Es gibt zudem einige beratende internationale Organisationen, die die Zusammenarbeit der Industrieländer fördern. Zum Beispiel unterstützt die Internationale Energieagentur IEA dabei, die Energieeffizienz zu steigern und den CO2-Ausstoß zu verringern. Die IEA erstellt auch regelmäßig Berichte. Die Weltbank und der Internationale Währungsfonds haben eigene Programme aufgelegt und mit finanziellen Anreizen unterfüttert, um in Klimaschutzmaßnahmen und die Transformation zu investieren.
Leider lassen sehr viele der Vereinbarungen klare verbindliche Ziele vermissen, so dass etliche Länder und Staatengemeinschaften zu wenig in der Vergangenheit getan haben.
Trotzdem sind hier vor allem die Industrienationen gefordert, voranzugehen, da sie sowohl in der Vergangenheit am meisten zur Klimakrise beigetragen als auch jetzt den größten Hebel haben, um CO2-Emissionen zu senken.
EU – European Union
Die EU als Staatengemeinschaft aus 27 Ländern hat Ende des letzten Jahrzehnts den sogenannten European Green Deal als Initiative verabschiedet. Die Initiative zielt darauf ab, die EU bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen und ihn gleichzeitig zu einem nachhaltigen und gerechten Ort für alle zu gestalten. Die wichtigsten Ziele des Europäischen Green Deal in Bezug auf die Reduktion von Treibhausgasen sind:
- Klimaneutralität bis 2050: Das bedeutet, dass die EU bis 2050 keine Netto-Treibhausgasemissionen mehr produzieren soll. Dieses Ziel soll durch eine deutliche Reduzierung der Emissionen in verschiedenen Sektoren wie Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Industrie erreicht werden.
- Senkung der Treibhausgasemissionen: Der Europäische Green Deal verpflichtet die EU, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 % im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Dies erfordert weitreichende Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft.
Insgesamt zielt der Europäische Green Deal darauf ab, die EU zu einem Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel zu machen.
An der oben genannten Formulierung erkennt man, dass auf höchster politischer Ebene die Sichtweise auf den CO2-Fußabdruck ganz anders aussieht als im privaten Bereich: Hier wird in Industriesektoren gedacht wie Energie, Verkehr, Landwirtschaft und Industrie und weniger in Kategorien, die man als Einzelperson direkt beeinflussen kann, da es um den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft geht und nichts anderes.
Aus diesem europäischen Ziel müssen sich die jeweiligen Mitgliedsländer ihre länderspezifischen Ziele ableiten und in nationale Gesetze gießen, was Deutschland auch getan hat.
Deutschland
Die Sektoren mit relevantem CO2-Fußabdruck kann man kurz benennen. Die Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Materialien steht an der Spitze der Herausforderungen, verteilt sich jedoch auf einzelne Sektoren, z.B. werden fossile Energieträger zu Bewegung von Fahrzeugen genutzt, aber auch zur Befeuerung von Hochöfen. Wenn es hier gelingt, deutlich zu reduzieren, wird der Fußabdruck der Gesellschaft erheblich kleiner. Laut Umweltbundesamt machten energiebedingte Emissionen im Jahr 2021 rund 84 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen aus. Die Aufteilung in Sektoren sieht im Einzelnen wie folgt aus (Stand 2022):
Energie-Sektor
Der wichtigste CO2-verursachende Bereich in Deutschland ist der, wo bei der Umwandlung von Energieträgern Strom und Wärme entsteht – das sind die energiebedingten Emissionen.
Erdöl und Kohle und ihre Umwandlung in Nutzenergie verursachen Emissionen. Hauptverursacher ist dabei die Energiewirtschaft. Die öffentliche Strom- und Wärmeerzeugung etwa in Raffinerien und Kraftwerken ist Hauptverursacher des CO2-Ausstosses.
Industrie-Sektor
Zum Industriesektor gehören vor allem die Stahl-, Zement- und Chemieindustrie, jeder Bereich für sich sehr energieintensiv.
Verkehrssektor
Das gesamte Transportwesen verursacht ca. 20% des CO2-Fussabdrucks. Bei der Bereitstellung von z.B. fossilen Energieträgern und ihrer Umwandlung in Nutzenergie wird Kohlenstoffdioxid verursacht. Hier unterscheidet man zwischen Straßen-, Schienen-, Schiffs- und Flugverkehr.
Gebäudesektor
Zum Gebäudesektor zählen alle Emissionen, die direkt mit Gebäuden in Zusammenhang stehen, dazu zählen die Bereiche Heizung, Kühlung, Wassererwärmung, Strom und Emissionen in Zusammenhang mit Bau und Renovierung von Gebäuden.
Landwirtschaft
Im Landwirtschaftssektor liegt der Fokus auf der Reduzierung der direkten Emissionen, insbesondere von Methan (Tierhaltung) und Lachgas (Düngemittelanwendung) sowie dem direkten Freisetzen von CO2 bei der Bodenbewirtschaftung. Deutlich kleiner im Vergleich dazu sind die indirekten Emissionen durch die Nutzung von landwirtschaftlichen Gefährten als auch der Herstellung von Düngemitteln.
Abfallwirtschaft
Der anteilmäßig kleinste Sektor ist die Abfallwirtschaft, die Emissionen unterteilen sich auf Emissionen aus Deponiegas, Verbrennung von Müll und das Entweichen von Gasen bei der biologischen Behandlung von organischem Abfall. Sowohl Methan als auch CO2 spielen hier eine Rolle.
Die Perspektive der Unternehmen
Unternehmen nehmen eine ganz besondere Rolle bei der Messung und Reduzierung des CO2-Fußabdrucks ein aus zwei Gründen. Einerseits sind Unternehmen mit in der Verantwortung, die von der Politik angestrebten Ziele zur CO2-Reduktion umzusetzen. Andererseits können sie gewerblichen Kundinnen und Kunden als auch den Endkundinnen und -Kunden helfen, deren eigenen Fußabdruck zu reduzieren, indem beim Angebot von Dienstleistungen oder Produkten auf CO2-Reduktion geachtet wird.
Die Frage ist nur, wie ein Unternehmen das genau machen kann bzw. ermitteln kann, wo in ihren Prozessen „der Hund begraben liegt“.
Die Lösung hierfür ist die doppelte Wesentlichkeitsanalyse, ausführlich beschrieben hier. Hier kurzgefasst: Mit der Wesentlichkeitsanalyse identifiziert ein Unternehmen alle Nachhaltigkeitsaspekte, die im wahrsten Sinne des Wortes wesentlich sind, u.a. auch hinsichtlich Klimawandel, wie sich der CO2-Fußabdruck für ein Unternehmen zusammensetzt, um in der Folge geeignete Maßnahmen einzuleiten diesen im Rahmen einer Nachhaltigkeitsstrategie zu reduzieren.
Ob diese Analyse im Rahmen eines entsprechenden Standards (CSRD/ESRS, DNK, GRI oder ein anderes) vorgenommen wird, hängt von der Größe und spezifischen Situation des Unternehmens ab. Meist bedarf es bei recht komplexen Geschäftsprozessen auch die Beratung durch einen Experten, um die Auswirkungen des unternehmerischen Handelns richtig einschätzen zu können.
Lösungen zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks
Schaut man sich die verschiedenen Perspektiven des persönlichen Fußabdrucks, des Fußabdrucks auf Unternehmens- und Staatenebene an, merkt man sehr schnell, dass es eine Menge von Abhängigkeiten gibt und die Gesamtthematik sehr komplex ist. Gerade bei Privatpersonen/Bürgern und Unternehmen kommen schnell Argumente wie „Warum soll ich verzichten?“ oder „Wieso soll ich diese Aufwände aufbringen?“, wenn andere es nicht tun. Die Verbindung zwischen allen Beteiligten ist, dass das Bewusstsein, dass etwas geschehen muss und u.U. auch mehr als jetzt schon passiert, durchaus existiert. Es fehlt jedoch der konkrete Ruck und Verantwortung wird gerne woanders gesucht, jetzt zeitnah und zügig ins Handeln zu kommen. Wir sehen hier ein „Finger-Pointing-Dreieck“ bzw. ein „Dreieck der Verantwortung“.
Die Argumente gegenüber den anderen Beteiligten sehen oftmals wie folgt aus:
Der Bürger fordert von der Politik:
„Die Politik muss klare Vorgaben und Gesetze schaffen, damit Einzelpersonen wissen, wie sie umweltbewusst handeln können.“ bzw.
„Ohne starke Führung und das Setzen von Standards durch die Politik ist es schwer für Einzelne, wirklich Einfluss zu nehmen.“
Umgekehrt sieht es die Politik gegenüber dem Bürger wie folgt:
„Jeder Einzelne hat eine Verantwortung für den Klimaschutz und sollte nicht auf Vorgaben warten, um sein Verhalten zu ändern.“
„Bürger können durch ihr Wahlverhalten und persönliches Engagement direkten Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen.“
Unternehmen stehen zum Bürger wie folgt:
„Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wenn Konsumenten nachhaltigere Produkte verlangen und bereit sind, dafür zu zahlen, werden Unternehmen umweltfreundlichere Optionen anbieten.“
„Unternehmen folgen auch den Marktbedingungen; ohne ein klares Verbraucherinteresse an Nachhaltigkeit gibt es weniger Anreiz für große Änderungen.“
Allerdings erwartet der Bürger von den Unternehmen:
„Unternehmen sollten führen, da sie größere Emissionen verursachen und die Ressourcen haben, in nachhaltige Technologien zu investieren.“
„Als Einzelperson kann ich nur begrenzt Einfluss nehmen; große Unternehmen müssen ihre Betriebsprozesse und Produkte nachhaltiger gestalten.“
Unternehmen erwarten von der Politik:
„Ohne klare und verlässliche regulatorische Vorgaben ist es schwierig, langfristige Investitionen in nachhaltige Technologien zu planen.“
„Unternehmen benötigen finanzielle Anreize und Unterstützung von der Politik, um riskante Investitionen in umweltfreundliche Technologien tätigen zu können.“
Die Politik verlangt hingegen von den Unternehmen:
„Unternehmen müssen ihre soziale Verantwortung wahrnehmen und können nicht nur auf staatliche Anreize warten, um ihre Geschäftspraktiken zu ändern.“
„Große Unternehmen haben die Kapazitäten und technologischen Möglichkeiten, innovative Lösungen für den Klimaschutz zu entwickeln, auch ohne ständige staatliche Eingriffe.“
Aus unserer Sicht kommt der Politik eine wichtige Rolle zu, klare Rahmenbedingungen und Anreize zu schaffen, damit transformative Änderungen ins Rollen kommen, sowohl gegenüber Privatpersonen als auch gegenüber Unternehmen. Insbesondere Bildung kann hier neben finanziellen Anreizen ein große Rolle spielen.
Da wir alle wissen, dass wir um eine Transformation nicht herumkommen und sich unser Verhalten und Wirtschaften ändern muss, sollten Unternehmen dies als Chance wahrnehmen und konkrete Änderungen frühzeitig vornehmen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern wie z.B. den Aufbau einen nachhaltigen Marke, die nach innen und nach außen wirkt, also den Raum zur Entfaltung einer Nachhaltigkeitskultur geben. So wird letztendlich über alle Ebenen der CO2-Fußabdruck gesenkt, da menschliche Aktivitäten, die für den Klimawandel verantwortlich sind, immer irgendwie auch mit einer Wertschöpfungskette eines oder mehrerer Unternehmen in Zusammenhang stehen.