Von Kompensation (von lateinisch compensare=ausgleichen) sprechen wir in vielen Bereichen, nicht nur bei Treibhausgasen. Und für alle diese Bereiche gilt: Es wäre besser, es müsse nicht kompensiert werden. Bei CO2 und anderen Treibhausgasen sollte immer die Reduktion und Vermeidung im Vordergrund stehen, und erst dann die Kompensation kommen.
In der Psychologie sprechen wir von einer Kompensation, wenn ein vermeintlicher Mangel bei einer Fähigkeit mit einem anderen ausgeglichen wird – zum Beispiel wird ein übergewichtiges Kind manchmal gehänselt und lernt vielleicht, sein Trauma zu bekämpfen, indem es sehr schlagfertig ist.
Fußballspielerinnen und -spieler können mit wachsendem Alter nachlassende Schnelligkeit vielleicht mit Erfahrung ausgleichen; in Pflegeeinrichtungen können die Defizite eines Menschen mit Hilfe von mehr Personal ausgeglichen werden, usw.
Seit einiger Zeit ist auch bei den Maßnahmen gegen die Klimakrise von CO2-Kompensationen die Rede. CO2-Kompensation bezieht sich auf den Ausgleich von Emissionen durch gezielte Aktivitäten, die dazu dienen, die gleiche Menge an CO2 – genauer: CO2-Äquivalenzen – aus der Atmosphäre zu entfernen. Die Kompensation von Kohlenstoffdioxid zielt also darauf ab, die negativen Auswirkungen der Emissionen durch verschiedene Maßnahmen auszugleichen und somit zur Reduzierung des Einflusses von uns Menschen auf den Klimawandel beizutragen.
Kompensation ist aber immer nur ein Zusatzinstrument. Sie sollte in keiner Strategie der Klimapolitik an erster Stelle auftreten. Besser ist die Vermeidung und Verringerung von CO2. Erst wenn das nicht möglich ist, kommt Kompensation ins Spiel. Dass diese eine wichtige Nebenrolle einnehmen könnte, zeigen die Zahlen der konsumbasierten CO2-Bilanz und ihrer Äquivalenten, also der Summe, die durch den Konsum und die Aktivitäten einer Person ausgestoßen werden. Nach einer Untersuchung des Statistischen Bundesamtes verursachte jede Person in Deutschland im Jahr 2021 im Durchschnitt jährlich 11,17 Tonnen Treibhausgase. Darunter fallen 3,79 Tonnen für den Konsum (also etwa Bekleidung und Freizeitaktivitäten), 2,74 Tonnen fallen im Wohnbereich an (also für Strom, Heizung etc.), bei Mobilität sind es 2,09 Tonnen; Ernährung steuert 1,69 Tonnen bei, und das Nutzen der öffentlichen Infrastruktur 0,86 Tonnen.
Wie funktioniert die Kompensation?
„Erlaubt“ wären aber im Schnitt nur 0,7 Tonnen pro Mensch weltweit, wollen wir die Klimaziele, wie sie etwa in Paris 2015 festgelegt wurden, erreichen. Auf diese 0,7 Tonnen werden wir in Deutschland aber nie kommen, selbst wenn wir alle auf Kleidungskauf verzichten, das Auto abschaffen, nur noch vegan leben, auf Reisen verzichten, keinen Computer mehr nutzen etc.. Deshalb werden auch Kompensationsprojekte diskutiert. Dazu muss aber erst einmal analysiert werden, wo und in welchem Bereich bei welchem Vorgang wieviel Treibhausgase entstehen.
Berechnungsmethoden
Dazu gibt es Berechnungsmethoden, zum Beispiel im Mobilitätsbereich. Das Ganze funktioniert so: Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen kaufen Gutschriften in der Höhe der von ihnen verursachten Treibhausgasemissionen. Diese sind freiwillige Kompensationen. Mit dem eingenommenen Geld werden dann die Instrumente der Kompensation finanziert. Praktisch läuft das für Privatpersonen z.B. so: Wenn Ihr ein Flugticket kauft, dann gibt es bei vielen Fluggesellschaften einen „Emissionsrechner“, der den daraus verursachten Ausstoß von CO2 benennt. Ob dies immer eine realistische Zahl ist, sei dahingestellt. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es Fragezeichen.
Google zum Beispiel hat sein Berechnungsmodell travel impact model genannt, schätzt damit den CO2-Ausstoß des jeweiligen Fluges und rechnet ihn auf die Anzahl der zu erwartenden Passagiere um. Welchen Ausstoß ein Flug verursacht, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Flugzeugtyp, genau geflogene Route und Auslastung spielen eine Rolle. Wir sehen, es gibt immer nur Schätzungen. Deshalb sollten wir aber nicht darauf verzichten. Es gibt auch andere Rechner. Einen CO2-Schnellcheck etwa bei Flügen kann jede Person selbst beim Rechner des Umweltbundesamtes vornehmen:
CO2-Rechner des Umweltbundesamtes
Auf den ersten Blick wirkt die Idee also erst einmal trotz aller Vorbehalte charmant. Es klingt doch gut, wenn zusätzliche Projekte angestoßen werden, um emittiertes CO2 wieder „gutzumachen“. Außerdem dient allein die visualisierte Angabe der Menge, wieviel Treibhausgase verursacht werden, als Anreiz dazu, vielleicht doch zu verzichten bzw. eine Alternative zu wählen. Das ist aber sehr optimistisch gedacht, weil laut Studien unsere Gewohnheiten eine große Rolle bei unserem Verhalten spielen.
Wie dem auch sei – wenn wir insgesamt auf die Welt schauen, kann die Kompensation nur einen Bruchteil dazu beitragen, die Treibhausgas-Emissionen drastisch und schnell zu senken. Darüber hinaus laden einige der Instrumente zu Missbrauch und zum „Freikauf“ von Pflichten ein, und das wäre nicht nur wirtschaftlich schädlich, sondern auch ethisch fragwürdig.
Also, auch wenn wir der Kompensation positive Dinge abgewinnen – es sollte kein Freifahrtschein darstellen, das Vermeiden und Reduzieren von CO2 hintanzustellen. Im Gegenteil, dies muss immer im Mittelpunkt einer Nachhaltigkeitsstrategie stehen, so vermittelt es Wirk4Tomorrow auch seinen Kunden.
Denn es gibt noch weitere Tücken des Instrumentes: Oft sind die angegebenen Werte nicht glaubwürdig. Um noch mal auf das Beispiel mit dem Flugzeug zu schauen: Es ist nicht direkt nachprüfbar, ob die Fluggesellschaft wirklich kompensiert.
Siegel und Zertifikate
Aber trotzdem gibt es den löblichen Versuch, etwas Transparenz in die Angelegenheit zu bringen, und zwar über Siegel und Zertifizierungen. Insgesamt ist der Markt dieser Zertifikate leider undurchschaubar und unreguliert. Es gibt viele, auch profitorientierte private Anbieter von Kompensationszertifikaten. Dort werden dann die CO2-Äquivalenzen angegeben, die je nach Qualität des Projektes unterschiedlich wertvoll sein können. Den guten Weizen von der Spreu zu trennen ist schwierig, und der Vorwurf des
Greenwashings, bei der keinerlei Klimawirkung erzielt wird, wird deshalb schnell erhoben.
Man kann sich aber sachkundig machen. Es gibt zum Beispiel ein Siegel, den so genannten Gold-Standard, welches von einigen Umweltorganisationen entwickelt wurde mit dem Ziel, auf besonders nachhaltige Projekte zu verweisen und mit einem Siegel auszuzeichnen, was der Nachhaltigkeitspolitik und einigen anderen Zielen aus den UN-Sustainable Development Goals (SDGs) entspricht. Bei diesen Projekten „könne von einem verlässlichen positiven Effekt ausgegangen werden“, beurteilt etwa WWF diesen Standard – dem es allerdings auch ein besonderes Anliegen war, dieses Siegel mitzuentwickeln. Daneben gibt es international weitere Standards wie z.B. den Verified Carbon Standard (VCS).
Kompensation ist also nicht nur ein Freifahrtschein. Wenn wir uns ernsthaft mit den Möglichkeiten der Kompensation befassen, dann sehen wir, dass uns für den strukturellen Wandel viele Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Wichtig ist, das Projekt sollte wirklich zusätzlich zu bestehenden Initiativen umgesetzt werden. Es sollte also erst mit dem Verkauf der Zertifikate ermöglicht werden. Wie das im Einzelnen aber bewiesen werden kann, ist manchmal recht kompliziert. Deshalb sind die oben vorgestellten Standards so wichtig. Manche Projekte haben auch sehr ambitionierte Ziele, wollen zum Beispiel den Technologietransfer ermöglichen oder Ressourcen schützen.
Kompensationsfelder
Hier sind einige Beispiele der Kompensationsfelder:
Aufforstung
Ich nenne das mal das „Projekt Grüne Lunge“. Die Pflanzung neuer Bäume und der Schutz bestehender Wälder helfen, CO2 aus der Atmosphäre zu absorbieren und zu speichern. Je mehr Bäume wir pflanzen, desto mehr Kompensation erfolgt. Eine Bierbrauerei hatte aus diesem (vermeintlichen) Kompensationsgeschäft sogar eine Werbemassnahme gemacht und versprochen, für jeden verkauften Kasten Bier ein Quadratmeter Regenwald zu schützen. Aber: Baumpflanzen dauert lange. Viel kann passieren bei der Aufforstung. Wir denken da an Dürren, Waldbrände und Schädlingseinfall. Es kann also lange dauern, bis ein echter gesunder Wald entsteht, der dann eine klimafreundliche Wirkung entfaltet. Zu den beteiligten Stakeholdern gehören Umweltschutzorganisationen, Forstwirtschaftsunternehmen, Regierungen und viele private Investoren.
Erneuerbare Energien
Wind-, Sonnen- und Wasserkraft können dazu beitragen, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu reduzieren und somit die CO2-Emissionen deutlich zu verringern. Viele Energieunternehmen, viele Geldgeber, Regierungen mit ihren Förderprogrammen und Verbraucher arbeiten gemeinsam daran, die Energiewende zu beschleunigen. Und so kommen manche Regionen oder Kommunen zusätzlich zu einem Instrument, welches sie sonst nicht nutzen könnten.
Emissionshandelssysteme
Durch den Handel mit Emissionszertifikaten (gibt es z.B. in Deutschland und in der EU, viele Staaten haben nationale Handelssysteme aufgebaut, die nicht mehr nur die energieintensiven Fabriken betreffen) können Unternehmen ihre Emissionen reduzieren und gleichzeitig zur Finanzierung von Projekten zur Reduzierung von Treibhausgasen beitragen.
Nachhaltige Landwirtschaft und Nutzung landwirtschaftlicher Flächen
Der Agrarsektor ist in der ganzen Nachhaltigkeitsdiskussion ein wichtiges Feld. Da unsere Büroräume in einer Kleinstadt liegen, die umgeben sind von vielen Feldern und Viehweiden, kriegen wir ab und zu direkt mit, wenn konventionelle Landwirtschaft ersetzt wird durch regenerative Praktiken, was meist mit der Reduzierung von Pestiziden und Düngemitteln einhergeht. Damit kann auch dazu beigetragen werden, CO2 im Boden zu speichern und die Treibhausgasemissionen insgesamt zu verringern. Auch die Renaturierung von vormaligen Mooren ist eine Möglichkeit, landwirtschaftliche Flächen zu nutzen und dieses Kompensationsprojekt zu fördern. Forschungseinrichtungen und Verbände helfen den Betrieben bei der Umstellung auf eine nachhaltige Landwirtschaft oder bei der Umwidmung der Böden.
Kohlenstoffabscheidung und CCS
Eigentlich ist dieses Verfahren unserer Meinung nach keine Kompensation, weil etwas nicht wirklich ausgeglichen wird. Es wird aber gerne aufgegriffen in der Diskussion um Kompensationen, da es einige Initiativen gibt, die Finanzierung der Forschung in diesem Bereich zu unterfüttern. Deshalb nehmen wir es hier in den Blick. Eventuell wird dieses Instrument auch speziell für die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie wichtig, weil es bei der Vorgabe, bis 2045 klimaneutral zu sein, zum Tragen kommen kann.
Kohlenstoffabscheidung und deren Speicherung ist ein technisch anspruchsvolles Unterfangen, was unter „CCS“, also carbon capture and storage schlagwortartig zusammengefasst wird. Die Technologie zielt darauf ab, CO2 aus den Prozessen abzuscheiden und meist unterirdisch zu speichern, um es so dauerhaft aus der Atmosphäre zu entfernen. Die Forschung ist noch nicht weit gediehen, so dass diese Technologie flächendeckend eingesetzt werden könnte. Aber viele Politikerinnen und Politiker bekommen ganz anders als noch vor einigen Jahren leuchtende Augen, wenn sie von CCS reden können. In Deutschland zweifeln sehr viele daran, dass das Verfahren, lange als Risikotechnologie eingestuft, bis zu einer wirtschaftlichen Nutzung heranreifen kann. Es ist bisher auch praktisch verboten, seit es Betreiber von Kohlekraftwerken propagiert hatten, um so ihre Klimabilanz aufbessern zu können. Der jetzige Bundeswirtschaftsminister forciert das CCS-Verfahren auf hoher See, manche Umweltverbände wie der BUND halten dies aber für einen „gefährlichen Irrweg“ und für eine „Scheinlösung.“ Unter anderem, weil die Meere sowieso schon übernutzt seien. Es sei besser, statt eine nachgelagerte Entsorgung zu propagieren die Emissionen direkt an der Quelle zu bekämpfen. Denn wenn erst tatsächlich diese Technologie breit eingesetzt werde, dann verlängere dies den Einsatz fossiler Energien – was grundsätzlich den falschen Weg in der Klimapolitik darstellte.
Die Forschungen zu CCS sollten weiter finanziert werden, auch vom Staat, allerdings ohne die bereits jetzt anwendbaren Kompensationsinstrumente zu vernachlässigen – es geht um eine möglichst breite Kompensationsstrategie. Und es wird bei allen Anstrengungen auch weiterhin Industriezweige geben, bei denen sich hohe CO2-Emissionen nicht vermeiden lassen. Zement- und Stahlwerke sowie Kohlekraftwerke zählen dazu. Für diese Branchen kommt dieses Instrument am ehesten in Betracht. Es müsste dann möglichst ortsnah gespeichert werden, denn ein Transport über Pipelines etwa zu Lagerstätten ist aufwendig im Bau und in der Überwachung. Es gibt einige seriöse Forschungseinrichtungen, die versuchen, die CCS-Techniken so weit voranzutreiben, dass sie möglichst breit eingesetzt werden können. Einige Lagerkapazitäten sind bereits ausgemacht worden.
Allgemeine CO2-Kompensationsprojekte
Diese Projekte können verschiedene Formen annehmen. Manchmal wird jemand gesucht, der vorhandene Projekte finanziert, z.B. Projekte der Energieeffizienz, Wiederaufforstungsprojekte von vormals gerodeten Flächen oder die Unterstützung von Kommunen beim Übergang zu nachhaltigen Projekten. Hier gibt es viele Nichtregierungsorganisationen (NGOs), Unternehmen und Gemeinden, die sich beteiligen.
Ebenen der CO2-Kompensation
Die freiwilligen Verpflichtungserklärungen, ausgestoßenes CO2 an anderer Stelle zu kompensieren, haben sich in den letzten Jahren verbreitet. Bekenntnisse zur Klimaneutralität können im Marketing gut genutzt werden. Das merken mehr und mehr Unternehmen. Außer diesem Werbenutzen kann es aber auch ehrlicher Ansporn sein, Emissionen nicht nur auszugleichen, sondern zu senken. Auf verschiedenen Ebenen kann Kompensation in Gang gebracht werden, zum Beispiel im privaten Umfeld, in Unternehmen und Organisationen und auf kommunaler Ebene und bei Staaten:
Privatpersonen
Mehr und mehr Privatpersonen nehmen an CO2-Kompensationsprogrammen teil, indem sie z.B. ihre persönlichen Emissionen berechnen und durch Spenden an entsprechende Projekte ausgleichen. Dieser freiwillige und individuelle Beitrag ist auch als „voluntary carbon offsetting“ bekannt. Bei einer Tagung zum Beispiel, bei der ich eine Präsentation gab, habe ich folgendes erlebt: Eine Arbeitsgruppe berechnete den CO2-Ausstoß bei Hin- und Rückfahrt der Teilnehmer, und bot an, das jeweilige Äquivalent in ein Klimaschutzprojekt zu spenden. Es kam eine stattliche Summe zusammen.
Unternehmen und Organisationen
Immer wieder stoßen wir auf Firmen oder andere Organisationen, die mittlerweile ihre Kompensationsaktivitäten auch aus Marketinggründen in der Vordergrund stellen. Der IT-Grosskonzern Microsoft hat sich verpflichtet, bis 2030 CO2-negativ (!!) zu sein. Microsoft plant, alle seit seiner Gründung emittierten CO2-Emissionen zu kompensieren. Viele andere Unternehmen wie Google haben sich ebenfalls dazu verpflichtet, ihre Emissionen zu kompensieren. Auch kleine und mittlere Unternehmen sind dazu übergegangen. Etliche Fluggesellschaften bieten ihren Passagieren die Möglichkeit, bei ihren Flugreisen in Kompensationsprojekte freiwillig zu investieren. Auch andere Transportunternehmen wie Busgesellschaften sind dazu übergegangen. Hier allerdings ist dann darauf zu achten, wie transparent mit den eingeworbenen Geldern umgegangen wird.
Kommunen und Staaten
Manche Städte und Gemeinden und ganze Länder haben Programme zur Kompensation implementiert, um ihre nationalen Emissionen auszugleichen und die Umweltauswirkungen zu reduzieren. Ein Beispiel aus der Nachbarschaft: Das Stockholm Environment Institute (sei.org), ein Non-Profit-Forschungsinstitut, listet viele Beispiele aus den Kommunen auf, u.a. aus Schweden selbst. Aber auch andere Länder wie manche Kommunen in Estland werden aufgeführt. Insgesamt ist es beeindruckend zu sehen, in wie vielen Kommunen auch mit Unterstützung und in Partnerschaft etwa mit Unternehmen oder Forschungseinrichtungen Kompensationsprojekte in Gang gebracht werden.
Vor- und Nachteile der CO2-Kompensation
Solange das Instrument der CO2 Kompensation wirklich zusätzliche Anstrengungen für die Reduzierung von Treibhausen hervorbringt und nicht zum Greenwashing verführt, halten wir es für ein ernsthaftes Instrument für die Nachhaltigkeitsstrategie. Manche Industriezweige kommen nicht umhin, das Abscheiden und Speichern von Treibhausgasen bei ihrer Nachhaltigkeitsstrategie zu berücksichtigen. Hier listen wir noch einmal die wesentlichen Punkte auf:
Vorteile
Die Vorteile liegen auf der Hand:
• Kompensation ist ein Mittel der nachhaltigen Entwicklung, CO2 zumindest indirekt zu reduzieren, wenn die Projekte, in die investiert werden, greifen. Damit wird zum Schutz der Umwelt und des Klimas beigetragen.
• Es sorgt für Innovation und Technologiewandel. Die Notwendigkeit, CO2-Emissionen zu kompensieren, fördert Innovationen in saubere Technologien und treibt die Transformation voran.
• Die lokale Wirtschaft kann gestärkt werden und so zur nachhaltigen Entwicklung und zum Schutz natürlicher Ressourcen beitragen.
Nachteile
Aber es gibt eben auch Nachteile:
• Es liegt ein moralisches Risiko darin, die Möglichkeit, CO2-Emissionen zu kompensieren, zu überstrapazieren. Einzelpersonen und Unternehmen oder Staaten sind bei der Anwendung weniger motiviert, ihre Emissionen tatsächlich zu reduzieren. Da sind wir dann bei dem manchmal vorwurfsvoll vorgebrachten Freikauf-Argument.
• Es gibt Bedenken hinsichtlich der Effektivität und Transparenz von Kompensationsprojekten, insbesondere auf die tatsächliche Menge von CO2, welches kompensiert wird. Auch die langfristige Wirksamkeit der Maßnahmen wird in Frage gestellt.
• Und nicht zuletzt gibt es noch zu wenig Erfahrungen damit, ob nicht mit einer „Umwidmung“ von Land eventuell negative soziale Auswirkungen auftreten. Wird etwa der Lebensunterhalt lokaler Gemeinschaften beeinträchtigt, oder wird es Konflikte um Land geben? Manchmal haben Eingriffe unerwünschte Nebenwirkungen.
Fazit
Wie sich das Instrument der CO2-Kompensation entwickelt und am Markt bewährt, werden wir sehen. Für manche Industriebereiche könnte es eines der scharfen Schwerter sein, welches wir für eine wirksame Klimastrategie benötigen. Es kann aber immer nur ein Nebenschauplatz in der Diskussion um eine wirksame Strategie sein. Im Mittelpunkt stehen die Vermeidung und Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen. Kompensationen wirken meist nur kurzfristig.
Deshalb setzen wir uns dafür ein, sich die Instrumente genauer anzuschauen und zu überlegen, wo sie sinnvoll, nachvollziehbar und transparent eingesetzt werden können. Für einen breiten Einsatz der CO2-Kompensationsinstrumente spricht, wenn sie zusätzlich zu den bisherigen Anstrengungen verlaufen und die anderen Instrumente der Reduzierung der Treibhausgase nicht blockieren bzw. hinauszögern. Für die Überprüfung gibt es einige glaubwürdige Siegel und Zertifizierungen. Dann ist dieses Instrument viel mehr als ein Freifahrtschein, sondern bietet die Möglichkeit, die negativen Auswirkungen von CO2 und anderer Treibhausgase zu mildern.